Warum werden 'halbe Bäume' stehengelassen?
Bauhof leistet wichtigen Beitrag zum Erhalt von natürlichen Lebensräumen
Beim Spaziergang durch die Samtgemeinde Schwarmstedt begegnet dem aufmerksamen Beobachter ab und an ein ungewöhnliches Bild. Bäume, die augenscheinlich zur Hälfte gefällt und dann vergessen wurden. Doch hierbei handelt es sich nicht um ein Versäumnis des Bauhofs, sondern um einen Kompromiss zwischen Naturschutz und Verkehrssicherung. Bäume bieten einen Lebensraum für eine Vielzahl an Organismen. Von den großen und bekannten wie Eichhörnchen, Fledermäusen und vielen verschiedenen Vogelarten, bis zu den unscheinbaren und leicht zu übersehenden, wie Käfern, Pilzen und Wildbienen. Einige dieser Lebewesen fühlen sich am wohlsten in Bäumen, die aus menschlicher Sicht „kaputt“ sind. Pilze ernähren sich vom Holz und lassen es weich oder spröde werden, Spechte schlagen Löcher in morsches Holz, Fledermäuse finden Unterschlupf in Rissen, unter abgeplatzter Rinde, und in Höhlungen, Insekten bohren Gänge in den Stamm und legen ihre Eier im Inneren ab.
In unserer modernen Welt haben viele dieser Arten mit einem Rückgang ihres Lebensraums zu kämpfen und werden dadurch immer seltener. Lebensräume erhalten und Biodiversität zu fördern - zu diesem Ziel leistet der Bauhof der Samtgemeinde Schwarmstedt mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag, denn es gilt solche strukturreichen Bäume möglichst zu erhalten. Wenn solche Bäume nun aber in der Nähe von Wegen oder Gebäuden stehen, kommt es zu einem Konflikt. Von einem morschen oder hohlen Baum kann nämlich unter Umständen auch eine Gefahr ausgehen. „Hier kommt der Habitatbaum ins Spiel. Der als nicht verkehrssicher eingestufte Baum wird so weit zurückgeschnitten, bis er keine Gefahr mehr darstellt, während gleichzeitig möglichst viele sogenannte Habitatstrukturen erhalten bleiben“, berichtet Paulina Bez, die als Beschäftigte der Samtgemeinde Baumkontrollen durchführt und dabei Pflegearbeiten vornimmt. Der Baum wird weiterhin regelmäßig kontrolliert und kann so oft noch mehrere Jahre als Lebensraum dienen - ohne, dass man sich beim Vorbeigehen Sorgen machen muss.
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Nicht immer sind die Habitatstrukturen so offensichtlich, wie bei diesem Beispiel aus Bothmer.
Der Nashornkäfer ist eine in Deutschland besonders geschützte Tierart, seine Larven leben in stark
zersetztem Holz.
Quelle: Gemeinde